Über das Gehalt zu verhandeln kann nervenaufreibend sein. Und das nicht nur, wenn es sich um Ihren ersten Job und damit den Einstieg in die Arbeitswelt handelt. Auch Angestellte, die schon jahrelang ihre Aufgaben mit viel Motivation erledigen und das Unternehmen mit innovativen Ideen voranbringen, werden unsicher, wenn es darum geht, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Zunächst ein einfacher Tipp: Fragen kostet nichts. Wer nicht danach fragt, bekommt auch nicht mehr Gehalt. Denn welcher Arbeitgeber kommt schon von alleine auf die Idee, seinem Angestellten mehr Geld zu geben, wenn er nicht den Eindruck hat, dass er unzufrieden mit seinem Gehalt ist. Mit folgenden Tipps sind Sie gut auf Ihre nächste Gehaltsverhandlung vorbereitet.
1. Informieren Sie sich
Recherchieren Sie auf verschiedenen Gehaltsseiten den Lohn, den Sie für Ihre Position bekommen würden. Häufig ist es abhängig von Branche, Berufserfahrung und natürlich noch individuell vom Arbeitgeber, aber diese Gehaltstabellen geben Ihnen eine erste Orientierung. Dabei sollten Sie immer einige Punkte im Hinterkopf behalten:
- Wie groß ist das Unternehmen? Normalerweise zahlen größere Firmen mehr Geld, es gibt aber auch Ausnahmen.
- Gibt es Tarifverträge für Ihre Branche oder Ihren Beruf oder ist Ihre Berufsgruppe beispielsweise dem öffentlichen Dienst angeglichen? Dann gibt es häufig festgelegte Gehälter für bestimmte Jobs oder Positionen. Das macht das Verhandeln schwieriger, dennoch lässt sich vielleicht durch einen Bonus das Gehalt erhöhen.
- Wie viele Firmen gibt es in der Region, die ähnliche Dienstleistungen anbieten? Generell lässt sich sagen, je größer die Konkurrenz ist, desto mehr bezahlen Arbeitgeber, denn sie wollen die besten Mitarbeiter an sich binden. Der regionale Aspekt kann aber auch in die Irre führen: Die Lebenshaltungskosten in München sind beispielsweise viel höher als in ländlichen Gebieten in Sachsen-Anhalt, deswegen muss ein höherer Teil des Gehaltes dafür aufgewendet werden. Ist das Gehalt in München also höher, muss es nicht unbedingt heißen, dass auch mehr am Ende des Monats übrig bleibt.
- Wie spezifisch ist die Position? Das Gehalt von Krankenschwestern variiert etwa nicht so sehr wie das von Marketing Managern, die je nach Unternehmen sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen müssen oder andere Verantwortlichkeiten haben.
- Sie müssen auch ihre eigene Situation mit einbeziehen. Sind Sie über- oder unterqualifiziert für den Job, den Sie ausüben? Arbeiten Sie erst seit Kurzem für das Unternehmen oder sind Sie schon jahrelang Mitarbeiter? Je nachdem kann das Ihre Taktik bei Gehaltsgesprächen beeinflussen.
2. Sprechen Sie mit Freunden
Das Gehalt ist eines der letzten Tabuthemen in Deutschland. Auch wenn junge Arbeitnehmer, Start-Ups oder innovative Unternehmen dieses Tabu immer mehr aufzubrechen versuchen, gilt häufig noch der Satz: "Über Geld spricht man nicht". Versuchen Sie dennoch, das Thema mit Ihren Freunden zu diskutieren. Respektieren Sie es, wenn jemand nicht über sein Gehalt sprechen möchte, aber Sie werden merken, immer mehr Menschen haben kein Problem damit. Vergleichen Sie Ihre Qualifikationen und Berufserfahrungen, auch wenn Sie vielleicht nicht den gleichen Beruf haben. Fragen Sie, was das Unternehmen darüber hinaus für Benefits bietet, etwa Home Office oder eine Kinderbetreuung oder ob es Bonuszahlungen für besonders gute Leistungen gibt.
Durch diese Gespräche haben Sie nicht nur eine weitere Perspektive, Sie können bei den Gehaltsverhandlungen gleich weitere Ideen für Ihr eigenes Unternehmen mitbringen. Außerdem bekommen Sie Übung darin, über Gehalt zu sprechen und können mit Ihrem Arbeitgeber ebenso zuversichtlich verhandeln, wie Sie mit Ihren Freunden diskutiert haben.
3. Strahlen Sie Selbstsicherheit aus
Seien Sie selbstbewusst, aber werden Sie nicht übermütig oder arrogant. Egal, ob persönlich, per E-Mail oder am Telefon…je nachdem, in welcher Phase des Prozesse Sie sich befinden. Mit diesen Tipps wirken Sie selbstbewusst, aber nicht arrogant:
- Kleiden Sie sich seriös. Nicht übertrieben schick, aber etwas besser, im Rahmen Ihres Kleidungsstils. Eine gepflegte Kleidung strahlt Selbstbewusstsein aus und zeigt, dass Sie die Verhandlungen ernst nehmen.
- Reden Sie über Ihre Position und Ihre Aufgaben. Berichten Sie über Erfolge oder Verbesserungen. Seien Sie klar und prägnant, vermeiden Sie langatmige Lobesreden über Ihre Arbeit. Das zeigt, dass Sie wissen, was Sie wollen und das Gehalt kennen, das Ihnen zusteht. Arbeitgeber stehen Ihren Forderungen dann offener und wohlwollender gegenüber.
- Bleiben Sie ruhig und gelassen. Lassen Sie das Gespräch nicht von Ihren Emotionen leiten und werden Sie nicht laut, sollte Ihr Vorgesetzter Kritik äußern. Egal, ob das Gespräch in die richtige Richtung geht oder Ihr Chef völlig andere Vorstellungen hat – behalten Sie Ihr Pokerface bei. Denn Sie wollen Ihre Emotionen nicht preisgeben.
4. Ass in der Hinterhand
Wenn Sie andere Stellenangebote haben oder schnell einen neuen Job finden würden, können Sie dies in Gehaltsgesprächen als sanftes Druckmittel verwenden. Denn Ihr Arbeitgeber möchte Sie sicher nicht an die Konkurrenz verlieren. Aber Achtung: Dieses Argument müssen Sie äußerst vorsichtig und subtil einsetzen. Denn ein schlecht gelaunter Chef, der sich von einem Angestellten unter Druck gesetzt fühlt, ist bei der Verhandlung über eine Gehaltserhöhung nicht gerade hilfreich.
Anstatt sich direkt auf andere Angebote zu beziehen, können Sie beispielsweise andeuten, dass Sie über verschiedene Dinge nachdenken möchten. Oder Sie können einen Hinweis geben, dass Sie in Betracht ziehen, sich ein Zwischenzeugnis ausstellen zu lassen. Für Ihren Vorgesetzten ist dies immer ein Zeichen dafür, dass Sie sich auf dem Markt umschauen. Aber dieses Thema bleibt ein Balance-Akt. Aber es kann sich auszahlen und Ihr Unternehmen ist vielleicht bereit, mehr zu bezahlen, um Sie nicht zu verlieren.
5. Werden Sie kreativ
Wenn Sie sich nicht mit Ihrem Arbeitgeber auf eine Zahl einigen können, ziehen Sie auch weitere Benefits in Betracht. Statt einer Gehaltserhöhung können Sie etwa vorschlagen, Ihre Arbeitszeit zu reduzieren und beispielsweise an zwei Arbeitstagen im Monat früher nach Hause zu gehen. De Facto kommt das zwar einer Gehaltserhöhung gleich, aber das Unternehmen muss nicht mehr Geld dafür in die Hand nehmen.
Oder verhandeln Sie einen Bonus. Lassen Sie die Bedingungen, die Sie erfüllen müssen, schriftlich festhalten und einigen sich auf eine Sonderzahlung, wenn Sie die Anforderungen erfüllen. Das ist vorteilhaft für beide Seiten: Sie sind noch motivierter in Ihrem Job und machen das Unternehmen noch erfolgreicher und bekommen dafür eine Belohnung.
Eine weitere Option ist, das Gehalt durch andere Art und Weise zu erhöhen. Sie können sich beispielweise auf ein Jobticket einigen, dass der Arbeitgeber bezahlt. Dadurch verringern sich Ihre Kosten und Sie profitieren davon sogar außerhalb der Arbeitszeit. Oder Sie verhandeln einen Zuschuss für das Mittagessen in der Kantine oder den Kaffee im Büro, auch dadurch können Sie sparen und haben am Ende des Monats mehr im Geldbeutel, auch wenn es keine Gehaltserhöhung gegeben hat.
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